Schwarzer: Die plötzlich «heile Familie» war doch immer nur Kitsch und Selbstbetrug. In Wahrheit war die jetzt wieder so verklärte Familie ja noch nie so. Denken Sie an die Gewalt in der Ehe, den Kindesmissbrauch. Natürlich hätte jeder gern eine schöne, funktionierende Grossfamilie mit Enkeln und Grossmüttern. Und gleichzeitig viel Raum für ein individuelles Leben. Aber wir reden über die Realität.
Und wie sieht die aus?
Schwarzer:
Ohne Mütter, die zurückstecken und auf eigene Interessen verzichten, war die traditionelle Familie gar nicht möglich. Und da Menschen sich selten freiwillig unterordnen, ging das natürlich nicht ohne Unterdrückung.
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Schwarzer: Ich bin für ein
partnerschaftliches Modell, das echte Teilen:
die Hälfte der Welt für die Frauen, die Hälfte des Hauses für die Männer. Und das ist der Weg, auf dem wir sind. Klar, das wird manche Hindernisse, Zerrissenheiten und Schwierigkeiten bringen. Aber wenn mich manche Kolleginnen zur «Einsamkeit der modernen Frau» befragen, kann ich nur sagen: Wissen Sie, wie einsam die Frauen früher in der Ehe waren?