Mediziner für ein neues Fortpflanzungsmedizingesetz
11.09.2008 - (dpa) Ärzte und Bioethiker fordern ein neues Fortpflanzungsmedizingesetz, das moderne Methoden der künstlichen Befruchtung berücksichtigt. Das zur Zeit in Deutschland erlaubte Verfahren sei nicht mehr auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und gefährde damit die Gesundheit von Mutter und Kind, heißt es in dem Gutachten, das im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung von einem Expertengremium erstellt und in Berlin präsentiert wurde. Anzeige
Derzeit schreibt das Embryonenschutzgesetz von 1991 vor, dass nur drei Embryonen künstlich erzeugt und diese dann allesamt der Mutter eingesetzt werden. «Die Aussichten auf eine gelingende Schwangerschaft ist aber viel größer, wenn etwa sechs Embryonen erzeugt werden und dann nur der mit der höchsten Überlebenschance eingesetzt wird», sagt Prof. Klaus Diedrich (Universitätsklinikum Lübeck). «Aber es muss gesetzlich geregelt werden, was mit den überzähligen Embryonen geschehen soll», betont Diedrich.
Mehrlingsschwangerschaften bergen für Mütter und die - oft zu früh geborenen - Kinder erhöhte Risiken. Auch werden die überzähligen ungeborenen Föten teils im Mutterleib getötet, weil eine Mehrlingsschwangerschaft vermieden werden soll.
Ethisch sei ebenso Sorge zu tragen für den Schutz des Präimplantationsembryos wie für die Gesundheit von Mutter und Kind, argumentiert Prof. Hartmut Kreß von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.
Etwa 1,2 Millionen Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos. Derzeit unterziehen sich hier rund 40.000 Frauen pro Jahr einer künstlichen Befruchtung. Der Single-Embryo-Transfer, wie ihn die Experten fordern, ist in vielen anderen Ländern erlaubt.